Milchviehregion NRW
Das Land Nordrhein-Westfalen ist nach Bayern und Niedersachsen das drittstärkste Milch produzierende Bundesland. Es gibt ungefähr 6.000 Milcherzeuger mit durchschnittlich 71 Kühen. Obwohl in NRW die Anzahl der Milchbetriebe in den letzten Jahrzehnten stark gesunken ist, stieg im gleichen Zeitraum die erzeugte Milchmenge an. Grund hierfür ist, dass Kühe mehr Milch geben als früher und die Betriebe größer geworden sind und mehr Kühe halten. Großbetriebe können viel rationaler wirtschaften und Zeiten mit tiefen Milchpreisen besser standhalten als kleine Höfe. Die Führung eines großen Betriebs setzt eine moderne Stallhaltung und eine gute Organisation voraus. In den Ställen genießen die Kühe hohen Komfort und haben ausreichenden Platz zum Liegen und Laufen, sodass der wichtige Sozialkontakt unter den Tieren erhalten bleibt. Offene Ställe sorgen für ein angenehmes Klima und halten die Tiere gesund. Das Futter wird regelmäßig vorgelegt. Entweder ist dies frischer Grünschnitt von den hofeigenen Wiesen. Oder es ist Silage, durch Milchsäuregärung konservierter/s Mais oder Gras. Trotz Einsatz modernster Technik ist eine ständige Betreuung der Kühe durch Menschen notwendig. Andernfalls fühlen sich die Tiere nicht wohl und geben weniger Milch.
Typische nordrhein-westfälische Milchviehregionen sind der Niederrhein, das Münsterland, aber auch die Mittelgebirge. Dort hat die Milcherzeugung eine große Bedeutung für das Einkommen der Betriebe. Gleichzeitig wird eine reizvolle und abwechslungsreiche Kulturlandschaft als Grundlage für Naturschutz, Erholung und Tourismus erhalten. In den Mittelgebirgen von NRW stehen die Kühe größtenteils noch auf den Weiden, reine Stallhaltung ist die Ausnahme. Milchkühe sind damit ein wesentlicher Bestandteil einer regionsprägenden und ebenso identitätsstiftenden Landwirtschaft. Denn die Weidekühe prägen Mensch und Landschaft, steigern den Erholungswert für die Gäste und sorgen gleichzeitig dafür, dass auch maschinell schwierig zu bewirtschaftende Flächen weiter genutzt werden.
Die typischen Milchkühe in NRW sind die „Schwarzbunten“ (schwarz-weiß gefleckt) und die „Rotbunten“ (rotbraun-weiß gefleckt). Die Schwarzbunten zählen zu den bedeutendsten der weit mehr als 450 weltweit existierenden Rinderrassen (Bundesweit stellen sie rund 60% der Milchkühe). Sowohl die „Schwarzbunten“ als auch die „Rotbunten“ gelten als hochspezialisierte Milchkühe und werden darum gerne von den auf die Milchproduktion eingerichteten Landwirten gehalten. Als „Milchrasse“ eignet sich auch das Fleckvieh, eine aus Bayern stammende Rasse. Seltener sind die Jersey-Kühe, „zierliche“ braune Kühe, die Milch mit einem hohen Fett- und Eiweißgehalt liefern.
Früher deckte die Haltung von Kühen mehrere Bereiche ab. Kühe brauchte man
- als Zugtier, also zum Beispiel für das Ziehen des schweren Pfluges,
- zur Fleischproduktion und
- zur Milchproduktion.
Solche Dreinutzungsrinder sind heute kaum noch zu finden. Für die Arbeit kommt der Traktor zum Einsatz und je nach Produktionsziel hält man entweder eine „Milchrasse“ oder eine „Fleischrasse“. Typische Fleischrinderrassen sind z. B. die hellroten Limousin-Kühe, die weißen Charolais-Kühe aus Frankreich oder die langhörnigen Schottischen Hochlandrinder, die in ihrem zotteligen Fell auch härtesten Bedingungen trotzen. Aber auch die gelblichen Glanrinder oder die Pinzgauer, die ursprünglich aus den Alpen stammen, gehören zu den Fleischrinderrassen.